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Fakten & Mythen zur Gesundheit

Für wen ist die Keto-Diät geeignet?

Bei der Keto-Diät handelt es sich um eine spezielle Ernährungsform, die darauf abzielt, den Körper in einen Zustand namens „Ketose“ zu versetzen. Dieser Zustand tritt auf, wenn wir die Aufnahme von Kohlenhydraten stark einschränken und uns hauptsächlich von Fetten und Proteinen ernähren. Eine Keto-Diät ist somit eine sogenannte Low-Carb Diät (Carb = Kurzform für Carbohydrates, auf Deutsch: Kohlenhydrate), die typischerweise aus rund 70-75% Fett, 20-25% Protein und 5-10% Kohlenhydraten besteht. Der Keto-Diät werden einige Vorteile nachgesagt wie Gewichtsverlust, eine verbesserte Blutzuckerkontrolle bei Diabetikern, eine erhöhte Sättigung und reduzierte Entzündungen im Körper. In diesem Artikel werden wir die Keto-Diät etwas genauer unter die Lupe nehmen und aufklären, für wen diese Ernährungsweise am besten geeignet ist (Der Begriff „Diät“ wird hier, wie der amerikanische Begriff „diet“ als Synonym für Ernährungsweise verwendet).

Wieso Keto-Diät?

Zur Info: Ein Gramm Kohlenhydrate hat 4 kcal (Kilokalorien), ein Gramm Protein hat ebenfalls 4 kcal und ein Gramm Fett hat 9 kcal. 

Ob wir durch unsere Ernährung abnehmen oder zunehmen hängt, wie die meisten wissen, hauptsächlich damit zusammen, ob wir mehr Kalorien zu uns nehmen als wir verbrauchen. Das wissen wir bereits aus einem unserer vorangegangenen Artikel in dem die Low-Carb-Diät erklärt wurde. Wieso sollte jemand dann auf Kohlenhydrate verzichten und mehr Fette zu sich nehmen, wenn ein Gramm Fett mehr als doppelt so viele Kalorien hat wie ein Gramm Kohlenhydrate? Kann man dann nicht viel weniger Essen, bevor man an Gewicht zunimmt? Die kurze Antwort ist ja, bei einer Keto-Diät sollte tatsächlich die Nahrungsmenge reduziert werden, um nicht zu viele Kalorien durch Fett zuzunehmen. Nun stellt sich allerdings die Frage, warum man dann überhaupt eine Keto-Diät machen sollte. 

Für wen ist eine Keto-Diät geeignet?

Schon einmal vorweg: Eine Keto-Diät eignet sich besonders für stark übergewichtige Menschen. Um zu verstehen, wieso das so ist, sollten wir uns zunächst mit dem Zusammenhang von einfachen Kohlenhydraten (Zucker) und dem Hormon Insulin auf unseren Körper beschäftigen. 

In unserer heutigen Welt wird unsere Ernährung sehr stark durch zuckerhaltige Nahrungsmittel bestimmt. In Supermärkten finden sich in fast jedem verarbeiteten Lebensmittel unnötig große Mengen an Zucker versteckt. Wenn wir Kohlenhydrate, beziehungsweise Zucker zu uns nehmen, wird das Hormon Insulin ausgeschüttet. Das Insulin sorgt dafür, dass der Zucker von unserem Blut in die Muskeln gelangen kann. Dort wollen wir den Zucker gerne haben, um ihn als Energiequelle zu nutzen. Wenn wir allerdings zu schnell und zu viel Zucker zu uns nehmen, können die Speicher unserer Muskeln keinen weiteren Zucker mehr aufnehmen und unser Körper wandelt den überschüssigen Zucker im Blut zu Körperfett um. 

Wenn wir uns dauerhaft zu zuckerreich ernähren, kommt es daher zu folgender Kaskade: 

  1. Als erstes kommt es zu einer Verfettung der Leber. Die Leber wird daraufhin unempfindlicher gegenüber dem Hormon Insulin. 
     
  2. Die Leber versucht das überschüssige Fett wegzuschaffen und verfrachtet die Fettmoleküle zu den Muskeln, die ebenfalls verfetten und insulinresistent werden.
     
  3. Als Antwort auf die Insulinresistenz kurbelt die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion an, damit trotzdem noch genug Energie im Muskel ankommt.
     
  4. Die überschüssigen Fette der Leber werden zudem in der Bauchregion abgeladen. Das Bauchfett entzündet sich und treibt mit den schädlichen Entzündungsstoffen die Insulinresistenz und die Entwicklung von Alterskrankheiten weiter voran.

Wenn der Körper insulinempfindlich ist, ist er in der Lage, Kohlenhydrate einwandfrei zu verarbeiten, auch in größeren Mengen. Sobald eine Insulinresistenz vorliegt, werden die Kohlenhydrate zum Problem. Insulinresistenz ist somit, vereinfacht gesagt, eine Form der Kohlenhydrat-Unverträglichkeit.

Das bedeutet: Je zuckerreicher man sich ernährt, desto mehr Zucker braucht der Körper auch, um ihn in Energie für die Muskeln umwandeln zu können. Ein Teufelskreis entsteht, der zu immer mehr Gewichtsaufbau führt. Erschwerend kommt noch dazu, dass es ohne ausreichend Energie in den Muskeln umso schwerer wird, Gewicht durch Sport zu verlieren. Eine Keto-Diät eignet sich deshalb vor allem für schwer Übergewichtige und Menschen mit Diabetes Typ 2 (Bei Diabetes Typ 2 ist die Insulinresistenz so hoch, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin produzieren kann und der Blutzuckerspiegel ansteigt). Während einer Keto-Diät verzichten wir größtenteils auf Kohlenhydrate als Energielieferanten, was dabei hilft den Teufelskreis zu durchbrechen und den Körper mittelfristig weniger insulinresistent zu machen.

Keto-Diät ist nichts für jeden

Eine Keto-Diät ist dazu in der Lage, Menschen mit Insulinresistenz dabei zu helfen, Gewicht abzunehmen und ihre Insulinresistenz zu verringern. Davon betroffen sind hauptsächlich schwer Übergewichtige und Menschen mit Diabetes Typ 2. Die Wissenschaft ist sich jedoch bis heute nicht einig, ob sich die Keto-Diät auch langfristig als Ernährungsweise eignet oder ob sie eher als kurzfristige Intervention bei Insulinresistenz zu empfehlen ist.

Bei Menschen, die nicht insulinresistent, sondern insulinsensitiv sind, eignet sich eher eine fettärmere Ernährungsweise, um Gewicht zu verlieren. Es gilt hier jedoch zu beachten, dass Ernährung eine hoch individuelle Angelegenheit ist. Jeder Körper reagiert anders auf bestimmte Ernährungsweisen. Eine perfekte Diät, die für jeden gilt, gibt es nicht. Vielmehr sollte man verschiedene Diäten ausprobieren und schauen, wie der eigene Körper auf sie reagiert. 

 

Literatur

Bolla, A. M., Caretto, A., Laurenzi, A., Scavini, M. & Piemonti, L. (2019). Low-Carb and Ketogenic Diets in Type 1 and Type 2 Diabetes. Nutrients, 11(5), 962. doi.org/10.3390/nu11050962

Kast, B. (2018). Der Ernährungskompass. C. Bertelsmann Verlag, München.